Sonntag, 31. Juli 2016
Der Puppenmörder
Vorwort

Eiskalt läuft es mir den Rücken hinab, wenn ich mich an diesen Fall zurückerinnere.
Noch nie in meiner dreißigjährigen Laufbahn als Kriminalistin, ist mir ein solch schreckliches Verbrechen untergekommen und ich hoffe, dass ich, bis ich in meinen wohlverdienten Ruhestand gehen darf, nie wieder in einem ähnlich schlimmen Fall ermitteln muß.
Solch eine Kälte und Brutalität waren für mich bis dato unvorstellbar.
Ich dachte ich hätte schon alles gesehen und erlebt....aber bei weitem nicht!
Dies sollte mich dieser Fall lehren.

Ich möchte mich Ihnen ganz kurz vorstellen.
Mein Name ist Hannah Bishop, ich arbeite seit fast dreißig Jahren beim CPD (Charleston Police Department) als Chiefinspektor. Wir kümmern uns in meiner Abteilung ganz speziell um Mordfälle.



Mein langjähriger Partner, Michael Eliot ist ein liebenswerter Mensch, der ein paar lustige Eigenheiten an den Tag legt.
Anfangs gestaltete sich die Zusammenarbeit mit ihm als ziemlich schwierig, aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich aneinander und lernt die Macken und Marotten des anderen kennen und akzeptieren. Fast schon wie in einer guten Ehe :-).

Michael, ist 56 Jahre alt, und im Gegensatz zu mir ein
Frühaufsteher und Gesundheitsapostel.
Außerdem ist er ziemlich gutaussehend, sein kurzes graumeliertes Haar und seine unwiderstehlich blauen Augen machen ihn schon ziemlich sexy.
Sein Body könnte mit einem fünfundzwanzigjährigen noch locker mithalten, da Michael fast täglich joggt, und auch sonst viel trainiert.
Er ist braungebrannt und leider sehr perfekt.
Ganz das Gegenteil von mir!




Während Michael sich mit Müsli und Smoothis gesund ernährt, esse ich am liebsten Donuts und Burger, gerne auch Pizza.
Meine Figur sieht auch nicht mehr so knackfrisch aus, und die Kilos steigen eher als das sie fallen.
Kaffee und Rosé sind meine Lieblingsgetränke und auf die blöden Kippen kann ich auch nicht verzichten, obwohl ich es fast jede Woche aufs Neue versuche.
Michael raucht natürlich nicht und Alkohol oder Koffeein sind ein absolutes
„NO-GO“.




Aber jetzt genug von uns, kommen wir zu dem Fall.

Ich möchte sie vorab darauf hinweisen, das sie starke Nerven brauchen.





Samstagvormittag, es ist gegen 10.30 Uhr als mein Handy mich mit lautem Getöse aus den schönsten Träumen reisst.
„Verdammt, wer ist das denn jetzt? Ich habe heute frei!“ Außerdem habe ich einen schrecklichen Kater.
Mit geschlossenen Augen taste ich nach meinem Handy, das auf dem Nachtschränkchen neben meinem Bett liegt.
„Ja“ hauche ich ins Telefon. „Guten Morgen, Hannah.“ laut und gutgelaunt hallt mir Michaels Stimme entgegen.
„Bist du schon wach?“ Ich spüre sein doofes Grinsen durchs Telefon, kennt ihr das, wenn man es regelrecht „hören“ kann, wenn jemand grinst?

„Jetzt schon,“ antwortete ich, „was ist los, das du schon so früh am Wochenende nervst? Ich habe heute frei!“

„Wir haben einen Fall, und sie möchten uns unbedingt als Ermittler haben, da der Leichenfund in deinem Heimatort Summersville liegt. Du solltest dich also schnellstens fertigmachen und an den großen Parkplatz kommen, der direkt an die Aussichtsfelsen grenzt.“

Mit einem Mal bin ich hellwach, ruckartig setze ich mich in meinem Bett auf. „Au mein Kopf!“
„Was ist passiert?“ frage ich jetzt ernsthaft besorgt.
„Ich weiß leider auch noch nichts genaues, mach dich endlich auf den Weg, ich erwarte dich in einer halben Stunde, spätestens! Bis gleich.“
-Tut-Tut-Tut....aufgelegt. Na Toll!

Noch total daneben, mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer und der Anblick der mich im Spiegel erwartet ist grauenvoll.
Dicke Augenränder, klitzekleine, verschlafene Äuglein schauen mich an.
Die Abdrücke der Falten meines Kopfkissens haben sich tief in meinem Gesicht eingegraben.
„Hilft alles nichts,“ seufze ich und putze mir die Zähne, dann steige ich unter meine altmodische Dusche, die vor 30 Jahren sicher total „in“ war, allerdings verrichtet sie auch heute noch gute Dienste.
Nach fünf Minuten unter dem Wasserstrahl fühle ich mich besser.
Ich trockne mich schnell ab und schlüpfe in meine Unterwäsche, die ich praktischer Weise im Badezimmer untergebracht habe.

Kaffee!!!
Ohne Kaffee geht heute morgen ganz sicher nix, soviel Zeit muss sein. Ich flitze in meine kleine aber feine Küche und setze ein Kanne Kaffee auf.
Während ich das Pulver in den Filter schaufele, denke ich unentwegt an Michael, der war noch nie so kurz angebunden. Er hätte mir wenigstens sagen können ob es sich um einen Mord, einen Unfall, einen Mann oder eine Frau oder- oder- oder!
Komisch.

Schnell ziehe ich mir eine Jeans, ein rotweißes Top und ein paar Sandalen an.
Es ist heute bestimmt wieder sehr warm, die letzten Tage hatten wir über 30 Grad, und das ist in unserer Region sehr selten.

Summersville liegt vierhundert Meter über dem Meeresspiegel und hier ist es im Winter gerne mal saukalt und schneebedeckt, und im Sommer meist kühler als unten in den Tälern, da immer ein Lüftchen weht.
Aber selbst dies ist die letzten Tage nicht drin.
Summersville liegt inmitten dichter Wälder durch die sich zahlreiche Wanderwege schlängeln.
Der Ort liegt auf einem riesigen Felsen.




Schnell fülle ich die Thermoskanne, und schnappe mir meine Handtasche die immer an einem Stuhl in der Küche hängt. Dann verlasse ich mein kleines Appartement, das im Keller eines Dreifamilienhauses liegt.

Vor der Tür steht mein ganzer Stolz, den habe ich mir vor sechs Wochen gegönnt.
Zwei Wochen nach meiner Scheidung, sozusagen als „Belohnung“.
Ein Audi TT Roadster in dunkelblaumetallic....wunderschön.
Er heißt Charles (der Audi) :-).
Ich steige in den Wagen und öffne das Verdeck. Dann mache ich mich auf den Weg zum Parkplatz.
Für diese Strecke brauche ich knapp zwei Minuten, theoretisch hätte ich auch laufen können. Aber danach war mir heute morgen beim besten Willen nicht.
Als ich am Aussichtspunkt ankomme ist es bereits elf Uhr und alles was in Summersville und Umgebung an Einsatzwägen vorhanden ist, ist schon vor Ort.
Zig Feuerwehrfahrzeuge, Polizeiwagen und Krankentransporter halten dort.
Der gesamte Parkplatz ist mit einem rot-weißen Band abgesperrt, und fünf Feuerwehrmänner sichern den Platz, damit niemand unbefugtes den Bereich betritt.
Irritiert suche ich mir einen Parkplatz.
„Was um Gottes Willen, ist hier geschehen?“ schiesst mir durch den Kopf, der leider immernoch schmerzt.



Schnell steige ich aus meinem Wagen, ich nicke den „Parkplatzwächtern“ zu und halte meine Marke in ihre Richtung.
Einer der Feuerwehrmännern nickt mir zu und ich bücke mich unter dem Band durch um mich auf den Weg zur Plattform zu machen, es geht zweihundert Meter steil bergab. Das habe ich heute morgen noch gebraucht. So ein Mist.
Unten angekommen sehe ich das sich alle in dem Aussichtspavillion versammelt haben, der am hinteren Ende des Felsens errichtet worden war.
Dieses Gebäude ist nach vorne hin weit geöffnet, damit man auch bei schlechtem Wetter die Aussicht genießen kann.



An den Innenwänden der aus Stein gebauten Hütte, sind rechts und links Steinbänke angebracht, die über die gesamte Länge gehen.
In der Mitte an der hinteren Wand befindet sich ein riesiger Kamin.
Vor diesem Kamin knien ein paar Männer in weissen Einweganzügen die mit Mundschutz und Handschuhen ausgerüstet sind.
Auch mein Partner Michael kniet dort, mit dem Rücken zu mir.
Es herrscht eine seltsame Stille, ziemlich unheimlich.
Ich traue mich nicht jemanden anzusprechen.
Ich stehe einfach nur da, und warte darauf das mich endlich einer bemerkt.

Es scheint eine Ewigkeit zu dauern bis sich etwas regt.
Ein Mann von der Spusi wendet sich zu Michael und fragt? „Haben sie soetwas schon jemals zu Gesicht bekommen? Was für ein kranker Mensch tut soetwas?“
Michael schüttelt nur den Kopf, er kann den Blick scheinbar nicht abwenden. Von was oder wem auch immer.
Ich halte es jetzt nicht mehr länger aus und mache mich mit einem leisen Räuspern bemerkbar.
Plötzlich drehen sich alle gleichzeitig zu mir um und ich kann das Entsetzen in ihren Blicken erkennen.
„Ah, na endlich,“ sagt Michael, der sich nun scheinbar wieder gefangen hat.
„Die Herren, das ist Chief Hannah Bishop vom CPD, aber einige von ihnen kennen sie ja sicher.“
„Guten Morgen,“ sage ich etwas unsicher, „sicher kenne ich die Herren von der Spusi. Den einen mehr den anderen weniger.“
Ich lächle.
Der Bann ist gebrochen und die Männer grinsen, so wie eben nur Männer grinsen können.

„Was haben wir hier?“ Ich bin jetzt echt gespannt.

Michael fragt die Männer von der Spusi: „Seid ihr hier soweit fertig? Könntet ihr uns vielleicht kurz alleine lassen, damit ich den Chief informieren kann?“

Dr. Thomas, der Gerichtsmediziner nickt nachdenklich und schlägt seinem Team vor, sich außerhalb der Hütte um Spuren zu kümmern.

„Ein Kaffee wäre jetzt sicher auch nicht das schlechteste, oder wie seht ihr das?“
Allgemeine Zustimmung schlägt ihm entgegen.




Jetzt kann ich endlich einen Blick in den Kamin werfen.
Und was mich dort erwartet, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Kleine Kinderfüsschen in schwarzen Lackschuhen strecken sich mir entgegen....nicht ein paar, nein gleich drei Paar Füßchen an dünnen abgemagerten Beinchen, die in weißen Rüschensöckchen stecken, und zudem noch in schwarzen Lackschühchen, die um das Fussgelenk mit einem kleinen Riemchen geschlossen sind.
Etwas weiter hoch, sehe ich den Saum von weißen Kleidchen mit Spitze und Lochstickereien.
Mehr kann ich im Moment noch nicht erkennen.
Aber es war auch so genug, ich muss würgen.
Mein Herz pocht mir bis zum Hals und kalter Schweiß tritt mir auf die Stirn.
Mir wird schwarz vor Augen.

„Hannah, Hanni...!“ ruft Michael leise über mir, er schlägt mir dabei zart ins Gesicht. Langsam komme ich wieder zu mir.
Ich liege auf dem Boden, und Michael kniet besorgt über mir. „Hannah, um Gottes Willen, was ist los? So hab ich dich ja noch nie erlebt?“

Ich rappel mich auf, und schubse Michael von mir weg.

„Das ist doch nicht möglich!“ ich ringe immernoch nach Luft.

„Doch du hast richtig gesehen,“ auch Michael ist ziemlich fertig mit den Nerven. „Drei Kinder verschiedenen Alters, genaues kann die Pathologie erst später sagen. Es ist unfassbar, und grausam. Wie kann jemand soetwas tun?“

„Was hat die Spurensicherung bisher gefunden?“ frage ich nun nachdem ich meine Fassung wiedergewonnen habe.

Michael schüttelt den Kopf: „Leider nicht sehr viel, ein paar Fußabdrücke und Zigarettenstummel, die könnten aber von jedem sein, der schon vorher hier an dem Aussichtspunkt war. Weitere Untersuchungen können sie erst vornehmen, wenn sie die Kinder aus dem Kamin befreit haben. Damit wollten wir aber warten, bis du den Tatort gesehen hast.“

„Gut, dann ruf bitte die Spusi und Dr.Thomas, damit wir hier weitermachen können, und so schnell wie möglich alle Spuren und Hinweise gesichert werden.
„Den der das getan hat, möchte ich so schnell wie möglich fassen und ihn ganz langsam töten. Ich bin so schrecklich wütend und aufgewühlt das ich im Moment tatsächlich zu einer solchen Tat fähig wäre.

Michael nickt den Männern, die mittlerweile von der Kaffeepause wiedergekehrt sind, zu.
„Ihr könnt jetzt anfangen!“





Leise schleicht er sich gegen ein Uhr nachts in den riesigen Gewölbekeller der Kirche, mit einer kleinen Taschenlampe bewaffnet, betritt er den großen Saal des Kellers und zündet dort die beiden großen Petroleumlampen an, die rechts und links an der Wand auf kleinen Höckerchen stehen.
In der Mitte des Raumes steht ein riesiger ausrangierter Altar, daneben befindet sich ein Taufbecken und ein alter Schweinetrog.
Ein kleines Stehpult befindet sich in einer Ecke und darauf liegt ein Buch, ein sehr altes Buch. Es hat sicher dreihundert Seiten und ist in schweres braunes Leder gebunden.
Auf dem Umschlag steht in goldener Schrift nur ein Wort:
Azrael

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, das hätte ihm sicher niemand zugetraut.
Nur er, Elijah Edwards, konnte den Traum seiner Mutter, die leider vor zwei Jahren starb, erfüllen.
Er würde ihr die perfekte Tochter in den Himmel schicken.
Er war absolut sicher, daß seine Mutter im Himmel ist, denn sie war eine unglaubliche Frau.
Sie war sehr fromm und fleissig, ihr war nie irgendetwas zuviel gewesen.
Alles hätte sie für ihn getan.

Auch zu Hause war immer alles perfekt.
Täglich wurde die Wohnung geputzt, die Küche sah, obwohl sie schon mindestens zwanzig Jahre alt war, aus, als wäre sie gerade neu gekauft worden.

„Junge, „ hat sie immer gesagt, „so wie dein Haus aussieht, so sieht es auch in dir aus!“

Ich habe das lange nicht verstanden, aber dann eines Tages sollte ich erfahren, was sie damit gemeint hat.

Wenn ich aus der Schule kam, machte ich mir das Essen warm, das sie in der Mittagspause schnell zubereitet hat.
Danach Küche aufräumen und spülen.
Dies war für mich ganz normal, da ich das schon als siebenjähriger gelernt hatte.
Mein Vater James lag zu dieser Zeit schon schlafend auf der Couch, da er bis zum Mittag sicher schon ein oder zwei Flaschen Wein intus hatte.
Dann schnappte ich mir den Staubsauger und reinigte die komplette Wohnung.
Insgesamt hatten wir sechs Zimmer, zwei Schlafzimmer, Wohnzimmer, Eßzimmer, Küche und Bad, na ja, eigentlich waren es sieben, aber in das Gästezimmer durfte ich nicht, nicht mal zum saubermachen.
„Dieses Zimmer ist tabu für dich!“
Mit diesem Satz, schloss sie das Zimmer ab und hängte sich den Schlüssel um den Hals.
Dabei hat sie mich so ernst angeschaut das es mir eiskalt den Rücken runterlief.
Da gerade Verbote die Neugier so richtig anstacheln, malte ich mir die dollsten Dinge aus, die in diesem Zimmer verborgen sein könnten.
Aber mit zehn Jahren ist man noch so unschuldig, das ich mir das was sich wirklich in diesem Zimmer abspielte, nicht mal in meinen kühnsten Träumen vorstellen konnnte.

Es war wieder ein langer Tag gewesen, Schule, Hausaufgaben und Haushalt, ich war erschöpft. Zu allem Übel hatten mein Vater und meinen Mutter am Abend einen heftigen Streit. Es ging wie immer um Vaters Trinkerei. Der Streit escalierte, und mein Vater würgte meine Mutter bis sie keine Luft mehr bekam.
Ich weinte und versuchte meiner Mutter zu helfen, ich war einfach nicht stark genug...!
Minuten vergingen wie Stunden, dann ließ mein Vater von meiner Mutter ab und wankte ins Schlafzimmer, er fiel aufs Bett und schlief, als sei nix gewesen, sofort ein.
Meine Mutter saß auf dem Boden und rang nach Luft, sie hustete und hustete. Ich machte mir große Sorgen, aber als ich einen Arzt rufen wollte, winkte sie ab und gab mir wortlos zu verstehen, das sie keinen wollte.
Ich ging in die Küche und schenkte ihr ein Glas Wasser ein.
Dies brachte ich ihr und sie trank ein paar kleine Schlückchen.
Danach schien es ihr etwas besser zu gehen, ich half ihr hoch und wir setzten uns aufs Sofa.
Wir saßen eine halbe Stunde dort, keiner sprach, wir weinten alle beide, und sie hat den Arm um mich geschlungen.
„Ich bringe dich jetzt ins Bett,“ flüsterte sie. Man konnte merken, das sie das Sprechen sehr anstrengte. „Ich werde meine Freundin Babs noch anrufen, vielleicht möchte sie ja noch vorbeikommen. Ich könnte ein wenig Aufmunterung gebrauchen.“
Ich nickte und machte mich bettfertig.

Mutti brachte mich jeden Abend gegen halb neun ins Bett, und wir sprachen noch ein Gebet.
Heute betete ich alleine:


„Heiliger Schutzengel mein,
lass mich dir empfohlen sein,
In allen Nöten steh mir bei,
und halte mich von Sünden frei.
Die Eltern mein empfehl ich dir,
behüt ohh lieber Gott sie mir.
Vergilt oh Herr was ich nicht kann,
das Gute das sie mir getan.
Amen!“


Danach bekam ich noch einen gute Nacht Kuss und sie löscht das Licht.

Kurz darauf konnte ich durch die geschlossene Tür ein leises Flüstern hören.
Ihr Freundin war sicher da, dachte ich, und schlief ein.

Gegen ein Uhr in der Nacht, weckt mich dann ein lautes Poltern.
Ich muss sowieso zu Toilette, also beschloss ich aufzustehen und nachzusehen woher dieses Poltern gekommen war.
Ganz leise öffne ich meine Zimmertür und schleiche mich ins Bad.
Als ich wieder hinauskam bemerke ich unter der Tür des Gästezimmers einen Lichtschein.
Aber das Zimmer ist tabu, schoss es durch meinen Kopf.
Die Neugierde war einfach stärker, ich gehe so leise ich kann zu der Tür und lausche...nichts.
Mama hat sicher vergessen das Licht auszumachen.
Ich will gerade wieder in mein Bett zurück, da höre ich ein leises Whispern aus dem Zimmer.
Ich drehe wieder um und versuche durch das Schlüsselloch zu schauen.
Leider kann ich nichts erkennen.

Ich beschliesse die Zimmertür einen kleinen Spalt zu öffnen um zu sehen was los ist.
Was ich dann sehen muss, ist wie ein Alptraum den ich nie wieder vergessen sollte.

Meine Mutter steht mit dem Rücken zu mir, an einer Art, hmmm wie soll ich das beschreiben? An einer Art Altar, zumindest sah der Tisch so ähnlich aus.
Auf dem Tisch liegt ein kleines blondes Baby, dem meine Mutter den Mund mit einem silbernen Klebestreifen zugeklebt hat.
Rund um das Kind, stehen brennende Kerzen und erleuchten dieses gruselige Bild. Auf einem kleinen Tisch neben dem Altar liegt ein dickes, braunes Buch.
Die Hände des Kindes, sind gefaltet auf seinem kleinen Bäuchlein, es trägt ein weißes langes Kleid, und kleine schwarze Lackschuhe.
Das Gesicht ist bleich und die Lippen sind knallrot angemalt.
Ich muß würgen als mir langsam klar wird, was ich dort sehe.
Ich renne ins Badezimmer und übergebe mich ins Waschbecken. „Das kann doch alles nicht wahr sein.“ Ich übergebe mich ein zweites Mal.
Plötzlich spüre ich, das mich jemand ansieht. Langsam drehe ich mich um, und hinter mir steht meine Mutter.
Aber ist das wirklich meine Mutter? Sie sieht sehr seltsam aus.
Sie hat eine blonde Perücke auf dem Kopf, und ist sehr stark geschminkt. Ihre Lippen sind knallrot. So habe ich sie noch nie gesehen.
Sie steckt in einem weißen Kleid, das ihr bis kurz über die Knie reicht, ihre Füße stecken in hohen schwarzen Pumps.
Ich sehe sie mit großen Augen an und wartete auf, ja auf was? Eine Erklärung? eine Regung? Oder vielleicht will ich lieber nichts hören?


„Gehts wieder?“ fragt sie, „ich kann dir das erklären, es ist nicht das was du denkst. Aber das werden wir morgen nach der Schule tun. Jetzt gehst du erst einmal wieder zu Bett. Das was du gesehen hast, wirst du für dich behalten. Das ist unser Geheimnis. Ansonsten muss ich dich weggeben, solltest du einer Menschenseele etwas darüber erzählen.
Ist das klar?“
Ich kann mich nicht rühren.
„Ist das klar?“ Diesmal klang es härter, und fordernder.
Ich nicke, wie automatisch und quetschte mich an meiner Mama vorbei, um in mein Bett zu gehen.
An Schlaf war in dieser Nacht natürlich nicht mehr zu denken.
Ich lausche, ob ich noch irgendetwas höre, was mir Aufschluss geben würde, was da passiert.
Leider ist meine Mutter jetzt noch leiser als vorher, und ich höre nichts mehr, bis am Morgen der Wecker klingelt.
Völlig fertig und übernächtigt ziehe ich mich an, und mache mich für die Schule fertig.

Fortsetzung folgt......wenn gewünscht :-)

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